© Heimat und Geschichtsfreunde Rommerz


Wozu ein Rosenkranz genützt hat.

 

Aus dem Fuldaer Historienbüchlein, von Dr. Georg Joseph Malkmus

 
Ungefähr eine Stunde von Flieden nach Schlüchtern hin steht ein jetzt noch ein Markstein, welcher die alte Landesgrenze zwischen dem ehemaligen Fürstenthum Fulda und der Grafschaft Hanau bezeichnet. Drei Schritte von dieser Grenze auf Hanauischem Grund und Boden fand man eines Tages die Leiche eines fremden, unbekannten Mannes.

Die Untersuchung ergab, daß weder ein Selbstmord noch eine weitere Gewaltthat stattgefunden hatte. Wahrscheinlich war der Mann eines plötzlichen Todes gestorben. Papiere hatte er nicht bei sich, aus denen man hätte ersehen können, wer und woher er war und welcher Konfession er angehörte. Es entstand nun die Frage, wohin die Leiche beerdigt werden solle.

Da sie auf Hanauischem Gebiete gefunden worden war, so hatte der Pfarrer von Schlüchtern das Recht, die Bestattung auf seinem Todtenhof vorzunehmen. Aber man fand in der Tasche des Verlebten einen Rosenkranz und hielt diesen für ein sicheres Zeichen, daß der Mann der katholischen Konfession angehöre. Deshalb beerdigte ihn der Pfarrer von Flieden nach katholischem Ritus auf dem dasigen Gottesacker und las für die Seelenruhe des Verlebten eine heilige Messe. Das war eine Wohltat, die diese im Leben gewiß sehnlichst gewünscht und zu der ihm nur der Rosenkranz, welchen er bei sich führte, verhofen hat. Um übrigens weitere Kosten zu sparen, war die Leiche sammt den Kleidern ohne Sarg in das Grab gesenkt worden

Am 8. Juni 1729 unter Adolf von Dalberg kam die Reihe des Umgrabens bei der Beerdigung des Wirthes Bernhard Haas von Fliedne wieder an dieses Grab. Plötzlich rief Einer der Grabmacher aus: „Ich hab ein Goldstück gefunden!“ Darauf ein Anderer: „Ich auch!“ und ein Dritter: „ Ich auch!“ und als sie mit der Arbeit fertig waren, hatten sie in dem Grabe im Ganzen 83 Dukaten gefunden. Wie war das Geld dahin gekommen? Ohne Zweifel hatte der fremde Mann diese Goldstücke, um sie vor Räubern zu sichern, die damals nichts Seltenes waren, in seine Kleider genäht, und da er ohne nähere Untersuchung samt seiner Kleidern beerdigt worden war, so waren sie mit in das Grab gekommen. Was gab es nun mit dem Gelde? Die Finder brachten es dem Pfarrer und dieser stellte es dem Fürsten zu. Constantin von Buttlar hatte in den Jahren 1718 und 1719 die Pfarrkirche zu Flieden neu erbaut und vollendet, nur fehlten darin noch die zwei Seitenaltäre; sein Nachfolger Adolf von Dalberg ließ diese Altäre in schönem Gipsmarmor herrichten und verwandte dazu das aufgefundene Geld.


22017 rem