Der Seekasperstein
Im Giesler Wald steht ein Gedenkstein der „Seekasperstein“ genannt. Dort soll ein Spuk, der „Seekaspar“ in Tracht eines Landsknechtes des 30jährigen Krieges, umgehen und die Leute so sehr in der Irre herumführen, dass sie sich oft bis morgens nicht zurechtfinden können. Über den Stein und den Spuk wird noch folgendes erzählt:
Im Schwedenkrieg hielt sich in Fulda ein kriegserfahrender Landsknecht auf, der sich große Schätze erworben hatte. Sein Name war Seekaspar. Da die Stadt Fulda zu jener Zeit gerade einen tüchtigen Hauptmann für ihr Kriegsvolk brauchte, so gab sie dem Seekaspar die Stelle. Damals geschah es auch, dass ein lutherischer Pfarrer mit eine bildschönen Tochter nach Fulda zog. Stadthauptmann hatte von Stund an weder Ruhe noch Rast. Da er selbst ein schmucker Mann war und die Jungfrau Gefallen an ihm fand, so wurden die beiden durch den Vaters Segen bald ein Paar.
Da kam der Friedensschluss von Osnabrück. Der Hauptmann musste abdanken und mitsamt seinem Schwiegervater, da sich Fulda dem römischen-katholischen Glauben zugewandt hatte, die Stadt verlassen. Lange Jahre nachher treib es ihn, der trotz der Liebe zu seinem Weibe doch immer Katholik geblieben war, zum Grabe des heiligen Bonifatius nach Fulda zu wallen.
Sein treues Weib wollte ihn nicht verlassen und wanderte mit. Auf der Reise aber soll es zwischen beiden zu einem heftigen Wortwechsel wegen der verschiedenen Auffassungen in Glaubenssachen gekommen sein. Im Giesler Wald erboste sich Seekaspar an der Stelle, wo jener Stein später gesetzt wurde, dermaßen, dass er das Schwert zog und die Frau tötete. Zur Strafe muss er nun seit jener Zeit dort umgehen.
Seekasparstein im Wald zwischen der Sieberzmühle und Rommerz |
Gedicht vom Seekasper | |
"Im Gies`ler Wald, da steht ein Stein, Den meidet nachts man ungemein; Seekaspar, sagt man, führe stumm Den Wand`rer in der Irr`herum |
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Im Schwedenkrieg, ein Landsknecht war, Von ächter Sorte Seekaspar. Aus mancher Plün`rung, manchen Strauß Bracht er erbeutetes nach Haus |
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In Fulda galt ein solcher Mann Zur Kriegszeit viel, darob Hauptmann, Weil Kriegs-Handwerk er wohl verstand, Vom Magistrat ward er ernannt |
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Den Glauben man gewechselt hat Nach Luthers Lehre in der Stadt; Darauf hat sich ein Prädikant Nach Fulda allsogleich gewandt |
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Seekaspar dessen Tochter sah. Er wusste nicht, wie ihm geschah; Am Tag fand er keine Ruh Und schloß des Nachts kein Auge zu |
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Wohin er blickte, sah er nur Des holden, lieben Mädchens Spur; Hoch ihm das Herz im Busen schwoll, Bis seine Lippen überquoll |
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Zum Vater war er hingerannt. Der Tochter bot er Herz und Hand; Als reicher Freier Seekaspar Dem Vater sehr willkommen war. Der Vater segnete die Braut |
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Und hat sie später auch getraut. Der raue Krieger Seekaspar Mit Tinchen wurde so ein Paar |
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Der Friedensschluss zu Osnabrück Zerstörte beider Liebesglück. Er Katholik, sie Protestant, Verlassen mussten Stadt und Land |
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Gar mancher seinen Glauben lässt; Nie treue Liebe auf sich lös`t. Das Paar, allein sich angehört, Verborgen lebte ungestört |
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Der Glaubenslehre arger Streit Die Herzen beider doch entzweit, Seekaspar`n drängt`s als Katholik Zu Winfrieds Grab nach Fuld`zurück |
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Sein Weibchen gibt ihm das Geleit Doch unterwegs entspann sich Streit In Glaubenssachen, widerlich! Der Mann vor Wut nicht kannte sich |
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Sie steigerte sich dergestalt Zur Raserei im dichten Wald, Daß Kaspar, der noch Waffen trug, Sein Weib damit zu Boden schlug |
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Am Platze, wo dies ist gescheh`n Wir ein Stein errichtet seh`n. Seekaspar aber selbst ein Geist, Dabei nun wandert, wie es heißt." |
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Quellennachweis: Heimat und Geschichtsgruppe im Turnverein Prinz Eitel 1912 e.V. Hauswurz |