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Die neue Wassertechnik, die mit der zentralen Wasserleitung in Gang gesetzt wurde, erhöhte die Nachfrage nach Produkten der Eisen verarbeitenden Industrie. Zum einen mussten für die Verlegung der Rohrleitungen in den Städten und Gemeinden, für die Installation der neuen Technik in den Hochbehältern und für die Hausanschlüsse neue Maschinen, Dampfkessel, Rohrleitungen, Verbindungsstücke, Wassermeister etc. in großer Stückzahl produziert werden. Zudem wurden mit der Einrichtung der Bäder und Toiletten in den privaten Haushalten jetzt emaillierte gusseiserne Badewannen, Waschbecken, Duschen etc. verlangt.

Im mittelhessischen Raum lieferte Buderus im Jahr 1909 die gusseisernen Röhren und Formstücke für die Fernwasserleitung von Inheiden nach Frankfurt/M., die 15.500 Tonnen wogen, "ein Gewicht, das der Tragfähigkeit von 15 langen Eisenbahnzügen mit je 50  20 Tonnen Wagen entspricht". Die Leitung besteht aus Rohren mit 70 cm Durchmesser und ist 42,6 km lang. Die Produktionssteigerung im Gießereibetrieb der Firma Buderus war vorrangig der flächendeckenden Einführung der Wasserleitung zu verdanken.

Der Bau der Wasserleitung führte zu öffentlichen Ausschreibungen der Städte, Kreise und Gemeinden und brachte zahlreiche Aufträge für die Eisenwarenindustrie und das ortsansässige Handwerk. Im Grünberger Anzeiger des Jahres 1895 findet man unter der Überschrift "Wasserwerk der Stadt Grünberg i.H." zahlreiche Ausschreibungen der Stadt Grünberg für Zimmerleute, Schreiner, Spengler, Maurer. In der Folge stellen sich z. B. die Geschäfte von Spenglern und Installateuren rasch auf die neuen hygienischen Ansprüche und Bedürfnisse der Bevölkerung ein. In Anzeigen der Heimatzeitungen werben sie für Bäder, Klosetts und sanitäre Anlagen. Die Einführung der zentralen Wasserversorgung förderte in erheblichem Umfang das Wirtschaftsleben in der mittelhessischen Region. Hierbei wird deutlich, wie eine technische Innovation wie die Wasserleitung die Warenproduktion befördert sowie den Handel, die Geschäfte und den Arbeitsmarkt.