© Heimat und Geschichtsfreunde Rommerz

Zoologische Forschung

Zusammen mit dem Gebiet der Niddahänge östlich Rudingshain war die Schönbuche das erste hessische Naturwaldreservat, in dem vom Forschungsinstitut Senckenberg umfangreiche zoologische Untersuchungen durchgeführt wurden. Aus der Schönbuche wurden 1.884 Arten bestimmt, davon 1.324 aus dem Totalreservat und 1.513 aus der Vergleichsfläche. Da nur circa 35 % der Einheimischen Fauna bearbeitet wurden und in den untersuchten Tiergruppen durchschnittlich 13 % der aus Deutschland bekannten Arten gefunden wurden, kann davon ausgegangen werden, dass im Naturwaldreservat „Schönbuche“ über 5.000 Tierarten leben. Diese Artenzahl liegt drei- bis viermal höher, als vorher für einheimische Wälder angenommen worden war. Vertreter aus 36 Tiergruppen (Klassen bzw. Ordnungen) wurden im Gebiet nachgewiesen. Davon konnten 18 vollständig, 3 in Teilgruppen und 8 stichprobenartig bearbeitet werden. Der Schwerpunkt lag auf den sieben Standardgruppen (Regenwürmer, Spinnen, Wanzen, Käfer, Stechimmen [Bienen, Wespen, Ameisen], Großschmetterlinge und Vögel), die eine wichtige Rolle im Nahrungsnetz der Wälder spielen und deshalb vom Forschungsinstitut Senckenberg in allen Naturwaldreservaten und Vergleichsflächen untersucht werden.

Es wurde ein breites Spektrum an Fallentypen (Eklektoren an stehenden oder liegenden, lebenden oder abgestorbenen Stämmen, Bodenfallen, blaue, gelbe und weiße Farbschalen, Fensterfallen, Lufteklektoren, Bodenfotoeklektoren, Stubbensowie Totholzeklektoren und Lichtfanganlagen) eingesetzt sowie ergänzende gezielte Aufsammlungen durchgeführt. Mit den Fallenfängen wurden 498.930 Tiere gefangen, wobei Zweiflügler mit 158.989 Individuen die größte Gruppe ausmachten. Weitere individuenreiche Gruppen waren Springschwänze mit 109.903, Käfer mit 79.649, Spinnen mit 29.942, Milben mit 22.070, Wanzen mit 18.990, Hautflügler mit 17.348 und Schmetterlinge mit 12.431 Individuen.

Unter den vollständig untersuchten Tiergruppen nahmen die Käfer mit 749 Arten eine herausragende Stellung ein. Es folgten die Großschmetterlinge mit 276, die Hautflügler ohne Blattwespen und Stechimmen mit 264, die Spinnen mit 202 und die Wanzen mit 110 Arten. Bezogen auf die aus Deutschland bekannten Arten waren im Gebiet Regenwürmer (28 %), Weberknechte (22 %), Spinnen (20 %), Großschmetterlinge (18 %), Stechimmen (14 %) und Vögel (14 %) überdurchschnittlich vertreten.

Während Fransenflügler, Blattflöhe, Käfer, Großschmetterlinge und Vögel annähernd gleiche Artenzahlen in den beiden Teilflächen aufwiesen, waren Spinnen, Weberknechte, Wanzen, Zikaden und insbesondere die Hautflügler artenreicher in der Vergleichsfläche vertreten, die Schnecken, Regenwürmer, Staubläuse und Säugetiere hingegen artenreicher im Totalreservat. Die Tiergruppen mit hohem Anteil von Arten, die besonnte, offene Lebensräume lieben, profitieren von Schlagfluren, Windwurfflächen und besonnten Wegrändern in der Vergleichsfläche. 
 

In der Schönbuche wurden 425 faunistisch bemerkenswerte Arten gefunden. Die Zikadenwespe Anteon exiguum und die Plattwespe Bethylus dendrophilus konnten erstmals für Deutschland nachgewiesen werden; für die Plattwespe Cephalomia hammi gelang der erste gesicherte deutsche Nachweis. Insgesamt 42 Arten (18 Käfer-,     11 Spinnen-, 6 Hautflügler-,5 Rindenlaus-, 2 Wanzenarten) waren neu für Hessen. Von ihnen wurden 9 Käfer-, 7 Spinnenarten und eine Rindenlausart auch bei den parallel durchgeführten Untersuchungen im Naturwaldreservat „Niddahänge östlich Rudingshain“ gefunden. Weitere 154 Arten waren neu für den Naturraum Vogelsberg. Von den gefundenen Arten sind 128 auf der Roten Liste der gefährdeten Tiere Deutschlands aufgeführt.

Die Schönbuche ist geprägt durch zahlreiche typische Laubwaldarten, ergänzt durch ein reiches Spektrum an Tieren offener Bereiche wie besonnte Wegränder, Schlagfluren und Windwürfe. Viele Arten, die in und am Holz leben, benötigen auch blütenreiche Flächen zum Nahrungserwerb. Diese Kombination führte zu einem erheblich größeren Artenreichtum als es der von Natur aus kraut- und strauchschichtarme Hainsimsen-Buchenwald erwarten ließ.