Aus dem Buch - Schwänke und Schnurren aus dem Fuldaer Land -
Herausgegeben und gesammelt von August Feldmann Ehrenvorsitzender der " Vereinigung der Freunde Fuldas"
Kein Ausweg mehr
Der Forstmeister von B. kehrte auf seinen dienstlichen Rundreisen bei den Revierförstern und Oberförstern ein,
Aß, trank und übernachtete bei Ihnen. So war er denn auch schon mehrmals beim Oberförster Graner in Rommerz
abgestiegen, hatte jedesmal mehrere Tage in dessen Haus zugebracht, aber regelmäßig bei seiner Abreise
das Trinkgeld für die Dienstmädchen vergessen. Das gefiel denne natürlich nicht, und auch die Frau war ärgerlich
darüber. Sie Sie ersann daher eine List.
Als der Forstmeister wieder einmal zu Besuch war, sagte sie zu ihm: "Herr Forstmeister, nehmen Sie es mir nicht
übel. Jedesmal, wenn Sie abreisen, gab´s in der Küche unter meinen Mägden großen Krach: Die eine
beschuldigt die andere, das Trinkgeld vom Herrn Forstmeister für sich allein behalten zu haben. Damit das nicht mehr
vorkommen kann, will ich Sie bitten, künftig das Trinkgeld lieber ir zu geben, damit ich es verteile."
Das Wohnhaus von Oberförster Graner im Kreuzdorf |
Seidenpfad nach Flieden
Schuldirektor Wahler hielt einmal die Prüfung in eimem zum Dekanat Neuhof gehörenden Dorf. Lehrer und
Schüler machten ihre Sache schlecht, der Direktor hatte an den Fragen und Antworten viel auszusetzen und
zu korrigieren. Am Nachmittag ging Wahler weg, um anderen Tages in Flieden zu prüfen, und der Lehrer durfte,
weil seine Prüfung schlecht ausgefallen war, ihm auch die Tasche nicht tragen.
Einige hundert Schritte vom Dorf entfernt ging ein Seitenpfad ab, der dem Schuldirektor kürzer schien als der
gewöhnliche Weg; doch wußte er nichts genau. Deshalb rief er einige Jungen, die in der Nähe das Vieh auf der
Weide hüteten, und fragte sie: "Geht´s hier auch nach Flieden?" Einer der Knaben, der den Schuldirektor erkannte
und wahrscheinlich bei der Prüfung von Ihm auch nicht das beste Lob erhalten hatte, erwiderte: "Ihr habt heute
morgen ja alles besser gewußt als wir; so müßt Ihr auch wissen, ob dieser Pfad nach Flieden führt."
Das Kreuzdorf auf der alten Dorfkarte von Rommerz
Paradies Michelsrombach
Pfarrer Th. aus Michelsrombach sehnte scih nach einer anderen Stelle. Da gerade die Pfarrei Hauswurz vakant war,
bat er den Bischof nicht nur schriftlich, sondern begab sich auch persönlich zu ihm, um ihm die Gründe mündlich
vorzutrgen. Der Bischof, der im Buche des seligen Thomas von Kempis gelesen hatte, daß die Veränderungen des Ortes
die meisten Menschen nicht glücklicher mache, und de überhaupt solchen Gesuchen um Versetzung abgeneigt war,
versuchte, den Pfarrer zum Bleiben zu bewegen, und äußerte zuletzt, Michelsrombach sei ja ein wahres Paradies im
Vergleich zu dem auf dem rauhen Vogelsberg gelegenen Hauswurz.
Da versetzte der Pfarrer: "Oh, wenn doch ein Engel mit flammendem Schwert vom Himmel käme und mich aus
diesem Paradies vertriebe." Der Bischof verlieh ihm die gewünschte Pfarrstelle in Hauswurz.
In der guten alten Zeit, gab es außer Freud auch Leid.
SO SEMMER
römgestanne
kneegegange
ömgefalle
ufgestanne
heute sind solche Sprüche unvorstellbar, damals waren sie gang und gebe, sie waren umgangssprache. |
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Ohne Müh von früh bis spät, wird dir nichts geraten.
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Der Neider sieht die Früchte stehen, aber nicht den Spaten.
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Frauen sterben, kein Verderben, Pferde verrecken, das sind Schrecken.
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Die Pferde fressen Gold und scheißen Dreck.
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Auf die Frage wie es geht: Wie kann es mir gut gehen, ich habe die erste Frau noch.
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Lichtmeß soll der Bauer bei Tog eß, die Reiche, wann se wonn, die Oarme, wann se honn.
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Lichtmeß soll der Bauer Heu und Stroh in de Mett meß.
Das Kaisergedicht wurde natürlich im ganzen Kaiserreich, an jeder Schule von den Kindern auswendig gelernt und an Kaisers Geburtstag am 27. Januar zu einer Feierstunde vorgetragen. |
Der Kaiser ist ein lieber Mann,
er wohnet in Berlin
und wär`es nicht so weit von hier,
so ging ich heut noch hin.
Brächt`ihm den schönsten Blumenstrauß,
den ich im Garten find.
Quellennachweis: Steinreich - Brotarm von Adam Druschel
Alter Spruch aus Rommerz | aus der Pfarrchronik |
Bär in Rommerz well Keng dernähr, |
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Von Oberförster Johann Nepomuk Bernhard Graner | |
"In deine Wälder reichem Kranz, der hold das Tal umschließt; du schönste Zier des Heimatlands, mein Rommerz sei gegrüßt." |
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Rätselgedicht von J. N. B. Graner | |
Das erste liegt auf sieben Hügeln und ist die Zierde der Christenheit. Der zweite kommt auf Lenzes Flügeln, und Frühling ist dann nicht mehr weit. Das ganze liegt im Fuldaer Land, hat schwere Böden und auch Sand. Rom-März = Rommerz |
"Rommerz" und "Flieden"
Gedicht vom Medizinalrat Dr. Ignaz Schwarz
der am Berge einst weidet mit seiner Herde,
gesellt freundlich sich ein Zwerge, grüßt ihn und folgendes begehrte:
"Ich gebe Goldes dir in Fülle,
wenn du mir treulich wollest dienen!"
Es öffnet sich des Berges Hülle,
drin sah der Hirte Erzes Minen.
"Dies alles sie fortan dein eigen,
wenn du mir lebest zu Gefallen!"
"Was soll ich dir dafür erzeigen?
Was ist`s, Was du begehrst von allem?"
"Du darfst nicht mehr zur Kirche gehen,
nie wieder zu dem Schöpfer beten,
wen immer du als Feind magst sehen
musst du im ersten Zorne töten!"
Und mehr noch solcher Schandbegehren,
solch teuflisch frevelhaft Ansinnen
der arme Hirte mußte hören.
"Weich!" sprach er, "Satans, von hinnen!"
"Flieh den" rief es in seinem Herzen.
"Flieh den ! Sein Sündliches Begehren,
Verblendung lauert hinter Erzen,'
sie sollen deinen Sinn betören!"
"Dafür mag Gott mich stets behüten
mit allen seinen Engelscharen!
Nein, lasse du mir meinen Frieden!
Schütz Jesu mich vor den Gefahren!"
"Romm Erz!" ergrimmt sprach der Zwerge.
"Du bist ein Tropf bis auf die Sohlen!"
Das Gold sofort in diesem Berge
verwandelt wurde nun in Kohlen.
Mit vieler Mühe, schwerer Plage
die Kohlen werden ausgebeutet,
so daß daraus nun heut zu Tage
wird künslich wieder Gold bereitet.
Doch "Rommerz", der vertrackte Namen,
ist diesem Orte nun geblieben.
Die Knappen, die zum Werke kamen,
"Bei Rommerz liegend" immer schrieben.
Und "Flieden" - noch in jüngsten Tagen
hab ich von diesem Ort vernommen,
als nach dem Ursprung hört ich fragen,
soll von besagter Warnung kommen.
Medizinalrat Dr. Ignaz Schwarz
112013 rem
Bilder: rem
"Der Fuchs on es Fässe"
"He Helmut, geh mol här. Soo, säß dich off min Geän. (Schoß)
"Bröm dän?"
" Jo, ich well d´r doch de Geschichte vezehl vo em Fuchs on em Fässe. Bass uff: Do henge de Holl enuff noch Giesel zoo, bo d´r Onkel wohnt, do es en grosse Waald. Hoch Dänne on klänne Fichtere, be onse Chrestbeime, stnn do ganz dicht besomme.
Siest´de, do moß ich jeden Morre heär, bann ich ins Holzmache genn, Do schbrenge de grosse Rehgeister on de klänne Hoase eröm. On im Wender senn au de welle Säu owe on frässe de Eichel on de böchel. Do owe hott au der Förschter en Fuchs geschosse.
Do genn ich nooch verbei. Der Willibald on dr Koal (Willibald Gärtner und dessen Bruder Karl) genn au mit. On onsen Schnuorrbiädt hängt do es Is dro, so kaald es do. Mir mache ons gleeich es Feuer o´. Nochd gedds los, do wiörd gehäckt on gesägt. Derr Kafe stett om Feuer.
Bann mer middoas ässe, wärfe mer onnse Wuoschtscheäll (Wurstschale) immer hi´ off der Aebure (Erdboden). Du weißt jo, dos Füchse, dos konn so good gerüch. Dos kömmt noch on fresst se. Banns so kaald es, do hotts au grosse Honger.
Net wiet von onsem Blatz, do woar e Joadhött. Do loagk so e aal Bierfaß. Dos hädde mer ons erü gehippeld. Do honn ich mich druf gesotzt näwe däm Feuer. Off eimol, es woar groad scho Feijerowed, do kom so e Küzee (Kerlchen) vo Giesel, dos wolld in onse Durf off de Freijerei. On de Hengerdörfer Küzz de honn dos net geän geseähn.
Derr Koal woar en Hengerdörfer. On bos meinst de, där schnappt sich dos Küzze on stäckts in dos Fässe enie on hippelts bei es Feuer, däs net so kaald wiödd. De Holzmächer genn so langsam hei. "Loß bloos dos Küzze wier erus, " sooge de annen zom Koal, "das defrert jo do denn." Mo, der Koal wollt´s wiere erus loss. Hald - off eimol siete´, däß do henge äbbes Rotes eröm leift. Weällich, es Füchse kömmt här, dos well gewießt de Wuoschtschell freäß.
On rechtig, es leift off e poar Schridd bei es Fässe. On ganz hongrich lääsd´s de Seäll desomme. Allewi, grood beim Fässe! Näwe us em Looch im Fässe, es Küzze - zuck, on schnappt sich es Füchse om lenke Hengerbein on häld so fest bees gedd. Es Füchse leef on leef, boos koont, on hengich! m(hinter ihm) här gehippelt on gewokkelt kom es Fässe, beß widd en Baum gefloge es. Do blatzt es Fässe usenanner on es Füchse leef fuot on es Küzze geng off de Freijerei. Es hädd jo e Büll (Beule), äwer es hott nüschd debon verzaahld bei sinner Brut (Braut)."
Do hot der klei Helmut emo deef hehächt (geatmet) on hot gesoat: "Nooch so e Geschichde."
Jo, muon owed, meint der Vater
Quellennachweis:
Buchenblätter, Jahrgang 1934
Ortschronik von Rommerz (Robert Bagus)
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