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 Vögel

Im Gebiet der Schönbuche wurden 36 Brutvogel- und 8 Gastvogelarten festgestellt. Mit 51 Revieren pro 10 Hektar lag die Siedlungsdichte für einen Buchenwald im durchschnittlichen Bereich. Im Mittel werden in Buchenwäldern 46 Reviere auf 10 Hektar gefunden. Im Vergleich zu anderen Waldtypen (Bruchwälder, Eichen- Hainbuchenwälder, Hartholzauenwälder), in denen 83 bis 152 Reviere pro 10 Hektar nachgewiesen wurden, sind Buchenwälder allgemein weniger dicht besiedelt. Die dominierenden Arten in der Schönbuche waren Buchfink, Zaunkönig, Rotkehlchen, Kohlmeise, Tannenmeise und Kleiber. An bemerkenswerten Arten wurden als Brutvögel Hohltaube und Gartenrotschwanz festgestellt, als Gastvögel Sperber, Dohle, Waldschnepfe und Wendehals.

Fledermäuse

Fledermäuse sind fliegende Säugetiere, die in Wäldern vielfältige Lebensräume finden. In Hessen sind es vor allem alte Buchen- und Eichenwälder, in denen sie Baumhöhlen aufsuchen und ihre nächtlichen Nahrungsflüge durchführen. Zielsicher orten sie im nächtlichen Wald kleine Gliedertiere, vor allem Insekten und Spinnen. Dabei vollbringen Fledermäuse für uns Menschen schier unglaubliche Ortungsleistungen. Mit Hilfe ihrer Echoortung fliegen sie durch den Wald und fangen Nachtfalter, Mücken, Käfer oder Netzflügler. Einige Arten fliegen selbst in das dichte Blattwerk der Kronen, um hier Beute zu machen. Unter den im Naturwaldreservat „Schönbuche“ nachgewiesenen Fledermausarten sind einige Arten mit besonderen Jagdtechniken vertreten. Das Braune Langohr beispielsweise ist in der Lage, die Krabbelgeräusche von Raupen und Spinnen auf Blättern zu hören. Dies ist vor allem wegen der großen und trichterförmigen Ohren möglich, die für die Art namengebend sind. Legen sie die Ohren nach hinten, so bedecken diese fast den gesamten Körper der kaum sechs Zentimeter großen Fledermäuse.Im Naturwaldreservat „Schönbuche“ bildet das Braune Langohr Wochenstubenkolonien aus. Dies bedeutet, dass sich in den Sommermonaten ca. 20-30 Weibchen zu einer Gruppe zusammenschließen, um gemeinsam ihre Jungtiere großzuziehen. Die Weibchen bekommen lediglich ein Junges, das nackt geboren wird und etwa fünf Wochen braucht, bis es zu einer flugfähigen Fledermaus herangewachsen ist. In dieser Zeit werden die Jungtiere von den Weibchen ausschließlich mit Muttermilch versorgt. Entsprechend hoch ist der Energiebedarf der Weibchen. Bis zu zwei Drittel ihres Körpergewichtes müssen sie im Laufe der Nacht an Insekten erbeuten, um nicht zu verhungern und genügend Milch produzieren zu können.

Während der Sommermonate wechseln Fledermauskolonien in Wäldern regelmäßig ihre Baumhöhlen. Bis zu 40 verschiedene Höhlen werden aufgesucht, und das alljährlich wiederkehrend und mit hoher Tradition. Wälder müssen somit eine hohe Baumhöhlendichte aufweisen, um Fledermauskolonien beherbergen zu können. In den Naturwaldreservaten ist die Baumhöhlendichte meist höher als in den bewirtschafteten Vergleichsflächen. In der Schönbuche konnten 15 Baumhöhlen pro Hektar ermittelt werden, während in der bewirtschafteten Vergleichsfläche mit 11 Höhlen etwas weniger zu finden waren. Beide Werte sind für Fledermäuse günstig. Sinkt die Baumhöhlendichte in einem Wald unter 10 Höhlen pro Hektar, so reduziert sich die Eignung für Wochenstubenkolonien. Bei der nächtlichen Nahrungssuche legen Fledermäuse je nach Art unterschiedliche Distanzen zwischen ihrem Wochenstubenquartier und den Nahrungsräumen zurück. Das Braune Langohr fliegt kaum einen Kilometer, meist sogar noch deutlich weniger weit. Die Größe eines Naturwaldreservates kann für eine Kolonie dieser Art somit schon nahezu ausreichen.

Andere Arten wiederum fliegen deutlich weiter. Das im Gebiet der Schönbuche nachgewiesene Große Mausohr kann allnächtlich bis zu 20 Kilometer zwischen Quartier und Nahrungsraum zurücklegen. Große Mausohren wohnen in Gebäuden und nutzen Wälder im Schwerpunkt zur Nahrungssuche. Dabei wenden sie ebenfalls eine verblüffende Jagdstrategie an: Sie fliegen bodennah durch die alten Wälder und achten auf die Krabbelgeräusche von Laufkäfern, die über den Waldboden laufen. Haben sie einen Käfer vernommen, lassen sie sich ähnlich wie ein Mäusebussard bei der Mäusejagd fallen und fangen den Käfer, um ihn an Ort und Stelle zu verspeisen. Bis zu 40 Laufkäfer kann diese größte einheimische Fledermausart pro Nacht verzehren. Mit Hilfe eines Minisenders, der auf dem Rücken eines gefangen Großen Mausohrs befestigt wurde, konnten die Flugbewegungen des Tieres ausgehend vom Naturwaldreservat „Schönbuche“ exakt verfolgt werden. Überraschend für Fledermaus-Experten war, dass die Wochenstubenkolonie im Dachboden von Schloss Ramholz bei Schlüchtern in ca.15 km Entfernung lag. Ungefähr 400 Weibchen des Großen Mausohrs ziehen hier seit Jahrzehnten ihre Jungen groß.

Insgesamt konnten im Naturwaldreservat „Schönbuche“ sieben Fledermausarten gefunden werden. Das ist für ein Naturwaldreservat im Mittelgebirge ein durchschnittlicher Wert. Neben den beiden schon genannten Arten wurden der Große und Kleine Abendsegler, die Bechstein-und Fransenfledermaus sowie die Zwergfledermaus nachgewiesen. Letztere ist mit kaum 18 cm Flügelspannweite eine unserer kleinsten Fledermausarten in Hessen. Bislang wurden 13 Naturwaldreservate vom Rhein-Main-Tiefland bis in die Höhenlagen der Mittelgebirge Hessens untersucht. Dabei zeigt sich eindeutig, dass mit zunehmender Höhenlage und dem damit verbundenen kühleren Klima die Artendiversität und auch die Dichte an Fledermäusen absinkt. Es ist anzunehmen, dass mit zunehmendem Alter der Waldgebiete noch einige Arten hinzukommen. Mit dem ansteigenden Alter und der Unberührtheit wird im Naturwaldreservat die Anzahl der zur Verfügung stehenden Baumhöhlen zunehmen, so dass die Siedlungsdichte der Fledermäuse voraussichtlich ansteigt.