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Bodenvegetation

Die Vegetation des Naturwaldreservates „Schönbuche“ wurde 2010 an den 51 Probekreisen auf 100 Quadratmeter großen Flächen aufgenommen. Dabei dominierte sowohl im Totalreservat als auch in der Vergleichsfläche der Hainsimsen-Buchenwald, die auch von Natur aus auf den bodensauren Standorten des Gieseler Forstes vorherrschende Waldgesellschaft. An je einem Probekreis fanden sich im Totalreservat wie auch in der Vergleichsfläche Nadelholzbestände mit Fichte und Lärche bzw. Fichte in der oberen Baumschicht. Während die Buchenwaldbestände des Totalreservates durchweg eine dicht geschlossene Baumschicht aufweisen, die im Mittel 85 % bedeckt, sind in der Vergleichsflä-che durch Holznutzung und Sturmwürfebedingt neben geschlossenen auch sehr offene Buchenbestände bis hin zu einzelnen Bereichen ohne Baumschicht zu finden. Der mittlere Deckungsgrad beträgt hier in der oberen Baumschicht 55 %. Nennenswerte Prozentanteile erreichen in der Vergleichsfläche auch die Nadelbaumarten Fichte (20 %) und Wald-Kiefer (12 %) in der oberen Baumschicht der Buchenwälder. Während im Totalreservat nur an 12 % der Aufnahmepunkte eine Strauchschicht gefunden wurde, die hier vorwiegend aus Verjüngung der Rotbuche besteht, weisen 80 % der Punkte in der Vergleichsfläche eine Strauchschicht auf. Auch hier dominiert die Verjüngung der Rotbuche (76 %), doch spielen Fichte (36 %) und Wald-Kiefer (12 %) ebenfalls eine nennenswerte Rolle.

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Die Krautschicht der Wälder in der Schönbuche ist insgesamt vergleichsweise artenarm, allerdings bestehen zwischen dem Totalreservat (Mittelwert: 2 Arten, Maximum: 7 Arten) und der Vergleichsfläche (Mittelwert: 9 Arten, Maximum: 22 Arten) deutliche Unterschiede. Damit liegen die Artenzahlen noch unter denen der ebenfalls auf Mittlerem Naturwaldreservat „Goldbachs- und Ziebachsrück“. Dies ist vermutlich in erster Linie auf die im Naturwaldreservat „Schönbuche“ nährstoffärmeren Bodenbedingungen zurückzuführen. Die häufigsten Arten der Krautschicht im bewirtschafteten wie im unbewirtschafteten Teil des Naturwaldreservates sind Pillen-Segge (Carex-pilulifera), Draht-Schmiele (Deschampsia flexuosa), Weißliche Hainsimse (Luzula luzuloides) sowie Jungwuchs von Rotbuche, Fichte und Eiche. In der Moosschicht sind Wellenblättriges Katharinen-moos (Atrichum undulatum), Sicheliges Kleingabelzahnmoos (Dicranella heteromalla), Gewöhnliches Gabelzahnmoos (Dicranum scoparium), Zypressen-Schlafmoos (Hypnum cupressiforme) und Schönes Frauenhaarmoos (Polytrichum formosum)die häufigsten Arten. Die genannten Gefäßpflanzen und Moosesind durchweg charakteristisch für saure Böden.

Über die im ganzen Gebiet verbreiteten Blütenpflanzen und Moose hinaus treten in der Vergleichsfläche eine Reihe von Arten mit höherer Stetigkeit auf, die im Totalreservat fehlen oder sehr viel seltener sind. Hierzu gehören vor allem die Zeigerarten für Auflichtung und Bodenstörungen. Die wichtigsten sind Rotes Straußgras (Agrostis capillaris), Land-Reitgras (Calamagrostis epigejos), Hasenfuß-Segge (Carexovalis), Schmalblättriges Weidenröschen (Epilobium angustifolium), Flatter-Binse (Juncus effusus), Echte Brombeere (Rubus fruticosus agg.), Himbeere (Rubus idaeus), Gewöhnliche Brennnessel (Urtica dioica) und Wald-Ehrenpreis (Veronica officinalis). Auch unter den Moosen sind mit dem Kaktusmoos (Campylopus introflexus) und dem Purpurstieligen Hornzahnmoos (Ceratodon purpureus) zwei lichtliebende und durch Störungen geförderte Arten in der Vergleichsfläche vertreten. Das Kaktusmoos wurde in drei Probekreisen der Vergleichsfläche gefunden. Die Art stammt aus der südlichen Hemisphäre, gehört zu den wenigen gebietsfremden Moosarten (Neophyten) und ist erst seit 1967 in Deutschland nachgewiesen worden. Bei der ersten Vegetationsaufnahme im Naturwaldreservat „Schönbuche“ 1988 war die auffällige Art noch nicht gefunden worden; 1996 kam das Kaktusmoos jedoch bereits vor. Die Ausbreitung des Mooses erfolgt vorwiegend über die ungeschlechtliche Vermehrung durch abgebrochene Stämmchenspitzen, die durch Wind, Tiere und Menschen verfrachtet werden. Denkbar ist auch der Transport in den Reifen von Forstfahrzeugen.

Neben der Rotbuche erreicht nur eine Pflanzenart im Totalreservat eine deutlich höhere Stetigkeit als in der Vergleichsfläche, nämlich das Zierliche Schiefbüchsenmoos (Pseudotaxiphyllu elegans).- Die schattentolerante Moosart mit enger Bindung an geschlossene Wälder wurde im Totalreservat in fast der Hälfte der Aufnahmeflächen gefunden. In der Vergleichsfläche kam die Art nur einmal und zwar in dem mit 95 % Deckung der oberen Baumschicht geschlossensten Buchenbestand vor. Auch im Naturwaldreservat „Goldbachs- und Ziebachsrück“ ist die gleiche Beobachtung gemacht worden.

Am Südostrand der Vergleichsfläche sind teilweise sehr nährstoffarme und trockene Standorte zu finden, für die verschiedene Flechten der Gattung Cladonia sowie das Glashaar-Frauenhaarmoos (Polytrichumpiliferum) und das Blattlose Koboldmoos(Buxbaumia aphylla) charakteristischsind. Die Analyse der Waldbindung der im Totalreservat und in seiner Vergleichsfläche vorkommenden Farn- und Blütenpflanzen, Moose und Flechten zeigt, dass im Totalreservat Arten mit Bindung angeschlossene Wälder etwa einen gleichgroßen Anteil haben wie solche, die imWald wie im Offenland vorkommen. Das Laubmoos Rhytidiadelphus loreus, dessen deutscher Name „Schönes Runzelbrudermoos“ lautet, ist eine kalkmeidende Art, die in der Schönbuche auf Totholz wächst. Arten der Waldränder und -verlichtungen treten hier kaum auf. In der Vergleichsfläche machen hingegen im Wald wie im Offenland verbreitete Arten zusammen mit Waldarten,die ihren Schwerpunkt im Offenland haben, mehr als drei Viertel des Artenspektrums aus, während Arten der geschlossenen Wälder nur zu einem Fünftel Anteil haben. Auch hier spielen die Arten der Waldränder und -verlichtungen nur eine vergleichsweise geringe Rolle.