© Heimat und Geschichtsfreunde Rommerz

Drei von 14 Blättern der Rommerzer Gemarkungskarten von 1724 restauriert

Die Werkstatt Barbara Schinko in Dresden hat diese drei Karten durch die sichergestellte Finanzierung der Heimat- und Geschichtsfreunde Rommerz restauriert. Michael Balzer hat die Heimatfreunde in 2013 auf diese Karten, die im Staatsarchiv Marburg aufbewahrt werden, aufmerksam gemacht. Die Karten sollten, da sie stark Restauration bedürftig waren und beim Staatsarchiv für die Restauration kein Geld vorhanden ist, Zerfall sicher aufbewahrt werden. Hierdurch wäre für die nächsten Jahrzehnte ein arbeiten mit den Karten unmöglich gemacht geworden. Daraufhin sind Michael Balzer, Ewald Henkel und Rudolf Emmert nach Neustatd gefahren, hier befindet sich eine Außenstelle des Hessischen Staatsarchivs Marburg, sie haben dort die Karten in Augenschein genommen. Es war uns allen drei klar, hier muss etwas dagegen unternommen werden.

In Rommerz wieder angekommen wurde der Vorstand informiert und verschiedene Institutionen um Spenden gebeten, dass Staatsarchiv Marburg hat uns für diese drei Karten Restaurationskosten von ca. zwei bis drei Tausend Euro genannt Daraufhin haben die Heimatfreunde Rommerz diese drei für uns wichtigen Karten, auf denen die Ortslage von 1724 zu sehen ist, in Auftrag gegeben. Die Heimat- und Geschichtsfreunde Rommerz bedanken sich neben der Gemeinde bei dem Kali Werk Neuhof – Ellers der K+S KALI GmbH und bei der Sparkasse Fulda für die Spenden.

Die vierzehn Karten zeigen die Flur von Rommerz mit der Ortslage und den dazugehörigen Fluren. Die Heimatfreunde Rommerz haben die drei wichtigsten Karten, von den vierzehn vorhandenen Karten, für zweitausendzweihundert Euro restaurieren lassen. Diese drei Karten wurden im Rahmen einer kleinen Feierstunde, am Dienstag den 22. November 2016, im Gemeindezentrum Rommerz der Öffentlichkeit vorgestellt.

Aus diesem Anlass sprach Dr. Katrin Marx Jaskulski vom Hessischen Staatsarchiv in Marburg, sie dankte den Heimatfreunden Rommerz für die Wiederherstellung der drei Karten und stellte in einem kleinen Vortrag verschiedene Karten aus verschiedenen Jahrhunderten vor, in denen die Ortschaft Rommerz eingetragen ist. Auf der Karte von 1783 ist die heutig Straße nach Flieden die K96 noch nicht vorhanden, oder wurde nicht eingezeichnet. Es liegt aber nahe das der damalige Weg nach Flieden über den Magdloser Weg und dann ab der Höhe Diebornquelle links nach Flieden ging.

Neben einem Vertreter von K+S war auch die Bürgermeisterin Fr. Schultheis von den Karten sehr angetan, sie bedankte sich bei Fr. Marx Jaskulski und den Vereinsmitgliedern für die tadellose Wiederherstellung der Karten.

In Zukunft werden die drei restaurierten Blätter im Hessischen Staatsarchiv Marburg unter der Signatur P II 22.696 schonend im Kartenschrank plan gelagert, hochwertige Digitalisate erleichtern eine Nutzung. 

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                                                                            Rommerz 1724  
   
1723kP II 22696 Blatt 1  
                                                 Diese Karte zeigt die Rommerzer Anwesen mit der Dorflinde in der Mitte   


 

 Hier die gleiche Karte vor der Restauration, in diesem Zustand waren alle drei Karten.  
nicht restauriert  Mitte Rommerz C 383a Blatt 1  

Die Karten wären in diesem Zustand Konserviert worden und für Jahrzehnte in die Schränke des Staatsarchivs weggelegt worden, da kein Geld für die Restauration vorhanden ist.

 


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                         Ortsmitte mit der Linde als PDF  
nicht restauriert  Mitte Rommerz C 383a Blatt 1  









1723kP II 22696 Blatt 3a  
              Die zweite Karte zeigt das heutig Kreuzdorf mit dem Herrschaftlichen Jägerhaus und die Flur in Richtung Flieden  





1723kP II 22696 Blatt 2  
Auf der dritten Karte ist die Ochsenmühle und ein Teil der Rommerzer Flur  



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Begleitschreiben vom Staatsarchiv zur Übergabe der Karten

Die Katasterkarten stellen neben den Flurbereinigungsplänen den größten Teil der Kartenabteilung im Hessischen Staatsarchiv Marburg dar. Sie sind für die Ortsgeschichtsforschung eine bedeutende Quelle, vermitteln sie doch nicht nur ein Bild vom Aussehen des Dorfes vor 300 Jahren, sondern sind in den begleitenden Bänden auch weitere Entwicklungen – Besitzerwechsel, Parzellenteilungen usw. festgeschrieben. Mit den Katasterkarten korrespondieren das Stück- und Nummernbuch; ergänzt werden sie durch den Steuerkatasterband, Gebäudesteuerrollen und Gebäudebuch, Liegenschaftsbücher und Flurbücher oder das Acker- und Grünlandschätzungsbuch. Veränderungen in Besitz und Zuschnitt der Parzellen sind etwa in Gebäudeveränderungsnachweisen festgehalten.

Der älteste Katasterband von Rommerz, das Zins- und Lehnlagerbuch (HStAM Best. Kat. I Nr. B1), angelegt zu Beginn des 18. Jahrhunderts, ist darüber hinaus eine wichtige personengeschichtliche Quelle, werden hier doch alle Einwohner mit ihrem Besitz und ihren Abgabeverpflichtungen aufgeführt. Am Anfang des Bandes finden sich auch wichtige ortshistorische Informationen wie eine Grenzbeschreibung von Rommerz und Passagen zu Wirtschaft, Religion und Kultur.

Die Gemarkungskarte von Rommerz besteht aus 14 Einzelblättern („Tractus I-XIV“), die einzelnen Blätter sind in der Form von Inselkarten ausgeführt. Wiesen und Äcker sind in der Farbgebung durch grün und gelb unterschieden. In den einzelnen Parzellen sind die Grundstücksnummern eingetragen; Größe und Besitzer finden sich in den dazugehörenden Katasterbänden.

Wegen ihrer Größe und Unhandlichkeit waren und sind Karten schon damals in der Behörde und heute in den Archiven ein Dokument, dessen Handhabung eine gewisse Vorsicht und Sorgfalt erfordert. Gerade die älteren Katasterkarten waren ein Gebrauchsgegenstand, der immer wieder zusammen- und aufgefaltet wurde oder unsachgemäßer Lagerung ausgesetzt war. So wurden sie zum Teil schon stark beschädigt ins Archiv übernommen. Spätestens in den 1980er Jahren mussten im Staatsarchiv etwa 5.000 Blatt der frühesten Gemarkungskarten aus der Zeit um 1700 gänzlich für die Benutzung gesperrt werde, darunter auch die mit der Signatur C 383 a verzeichnete Gemarkungskarte von Rommerz. Welche Schadensbilder waren festzustellen? Das spröde und rissige Papier war vielfach eingerissen und wies Fehlstellen auf; besonders die Falzkanten waren teilweise aufgeplatzt. Die Malfarben (Kupfergrün) und die Eisengallustinte hatten ihre Spuren im Papier hinterlassen. Durch oft unsachgemäße Verklebungen waren Säureschäden eingetreten.

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Begleitschreiben vom Staatsarchiv zur Übergabe der Karten

Im Zuge einer einheitlichen Vermessung mit dem Ziel einer gerechten Besteuerung wurde im Fürstbistum Fulda ab 1718 damit begonnen, für jeden Ort Kataster anzulegen. Innerhalb von zwei Jahrzehnten wurden fast alle Gemarkungen im Fürstbistum kartiert. In den Katastern waren Größe und Wert der einzelnen Grundstücke festgehalten. Ergänzt wurden sie durch Übersichtskarten, in denen das Ergebnis der Vermessungsarbeit festgehalten war. Sie stellen durch die großmaßstäbige Darstellung – wenn auch nicht immer die erste nachweisbare Karte eines Territoriums dar – , so doch eine besonders genaue Aufnahme, die einen detaillierten Einblick in die Parzellenverteilung und deren Nutzung als Acker, Wiese, Brachland oder bebaute Fläche zulässt.

 

 

Damit sind die Katasterkarten – anders als gedruckte Karten und Pläne, wie sie uns in den Atlanten eines Gerhard Mercator oder in den Städteansichten eines Matthäus Merian begegnen, typisches Archivgut: Denn Archive verwahren die Hinterlassenschaften der Verwaltung, so auch der Steuerstuben im ehemaligen Fürstbistum Fulda. Dieses fiel ab 1815 dem Kurfürstentum Hessen(-Kassel) zu. Nach Errichtung des zentralen preußischen Staatsarchivs im Marburger Schloss 1869, was sehr zügig nach der Annektion Kurhessens durch Preußen im Jahr 1866 angegangen worden war, wurden auch die fuldischen Gemarkungskarten zusammen mit den Katasterbänden in Marburg aufbewahrt.

 

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Begleitschreiben vom Staatsarchiv zur Übergabe der Karten

Dank der Unterstützung durch den Heimat- und Geschichtsfreunde
Rommerz e.V. konnte eine Restaurierung der drei zentralen Blätter der Karte C 383 a im Jahr 2015 durch die Werkstatt Barbara Schinko in Dresden beauftragt werden.

Zunächst wurde die Karte sachte mit Pinsel und Schwämmen von Verunreinigungen gesäubert. Danach wurden alle alten Verklebungen auf der Vorder- und Rückseite (Klebebänder, alte Reparaturen usw.) abgenommen, soweit dies ohne Substanzverlust möglich war. Risse und die abgestoßenen Ränder der Kartenblätter wurden gesichert; Fehlstellen ergänzt. Dabei wurde darauf geachtet, dass sich das Ergänzungsmaterial (Hadernpapier) haptisch sowie in seiner Stärke an das Original anpasst. Zur Stabilisierung wurde die Karte auf dünnes langfaseriges Japanpapier auf der Rückseite aufgezogen.

In Zukunft werden die drei restaurierten Blätter unter der Signatur P II 22.696 schonend im Kartenschrank plan gelagert. Hochwertige Digitalisate erleichtern eine Nutzung.

 

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