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Begleitschreiben vom Staatsarchiv zur Übergabe der Karten

Die Katasterkarten stellen neben den Flurbereinigungsplänen den größten Teil der Kartenabteilung im Hessischen Staatsarchiv Marburg dar. Sie sind für die Ortsgeschichtsforschung eine bedeutende Quelle, vermitteln sie doch nicht nur ein Bild vom Aussehen des Dorfes vor 300 Jahren, sondern sind in den begleitenden Bänden auch weitere Entwicklungen – Besitzerwechsel, Parzellenteilungen usw. festgeschrieben. Mit den Katasterkarten korrespondieren das Stück- und Nummernbuch; ergänzt werden sie durch den Steuerkatasterband, Gebäudesteuerrollen und Gebäudebuch, Liegenschaftsbücher und Flurbücher oder das Acker- und Grünlandschätzungsbuch. Veränderungen in Besitz und Zuschnitt der Parzellen sind etwa in Gebäudeveränderungsnachweisen festgehalten.

Der älteste Katasterband von Rommerz, das Zins- und Lehnlagerbuch (HStAM Best. Kat. I Nr. B1), angelegt zu Beginn des 18. Jahrhunderts, ist darüber hinaus eine wichtige personengeschichtliche Quelle, werden hier doch alle Einwohner mit ihrem Besitz und ihren Abgabeverpflichtungen aufgeführt. Am Anfang des Bandes finden sich auch wichtige ortshistorische Informationen wie eine Grenzbeschreibung von Rommerz und Passagen zu Wirtschaft, Religion und Kultur.

Die Gemarkungskarte von Rommerz besteht aus 14 Einzelblättern („Tractus I-XIV“), die einzelnen Blätter sind in der Form von Inselkarten ausgeführt. Wiesen und Äcker sind in der Farbgebung durch grün und gelb unterschieden. In den einzelnen Parzellen sind die Grundstücksnummern eingetragen; Größe und Besitzer finden sich in den dazugehörenden Katasterbänden.

Wegen ihrer Größe und Unhandlichkeit waren und sind Karten schon damals in der Behörde und heute in den Archiven ein Dokument, dessen Handhabung eine gewisse Vorsicht und Sorgfalt erfordert. Gerade die älteren Katasterkarten waren ein Gebrauchsgegenstand, der immer wieder zusammen- und aufgefaltet wurde oder unsachgemäßer Lagerung ausgesetzt war. So wurden sie zum Teil schon stark beschädigt ins Archiv übernommen. Spätestens in den 1980er Jahren mussten im Staatsarchiv etwa 5.000 Blatt der frühesten Gemarkungskarten aus der Zeit um 1700 gänzlich für die Benutzung gesperrt werde, darunter auch die mit der Signatur C 383 a verzeichnete Gemarkungskarte von Rommerz. Welche Schadensbilder waren festzustellen? Das spröde und rissige Papier war vielfach eingerissen und wies Fehlstellen auf; besonders die Falzkanten waren teilweise aufgeplatzt. Die Malfarben (Kupfergrün) und die Eisengallustinte hatten ihre Spuren im Papier hinterlassen. Durch oft unsachgemäße Verklebungen waren Säureschäden eingetreten.

 rem 122016